Einige Tage sind wir schon auf dem Inlandsvägen (E45) unterwegs, um Schweden von Süd nach Nord zu durchqueren. Diese Route ist nicht sonderlich abwechslungsreich und so kommt es, dass wir uns für einen „kleinen“ Umweg entscheiden und auf Schwedens höchstgelegene Asphaltstraße abbiegen und dem Vildmarksvägen folgen. Das Internet lockt mit Bezeichnungen wie „atemberaubende Wildnisroute“, „außergewöhnliche Naturlandschaft“, „unberührte Seen“, „riesige Wälder“ und „bärenreichster Ort Schwedens“. Wir sind gespannt!
Können diese Superlative zutreffend sein?
Spoiler: ja!
Was erwartet Dich auf dem Vildmarksvägen und wo lohnt sich ein Stopp?
Der Vildmarksvägen liegt in Nordschweden. Fährt man -wie wir- von Strömsund über Gäddede und das Stekenjokk nach Vilhelmina, beträgt die reine Fahrstrecke ungefähr 365 Kilometer. Macht man die Runde voll und kehrt zum Ausgangspunkt zurück, kommt man sogar auf ca. 500 Kilometer. Ursprünglich hieß die Strecke Stekenjokksvägen, die zum Betrieb des Erzabbaugebietes diente, von dem später noch die Rede sein wird. Zwei Drittel der Route liegt in Jämtland, ein Drittel des Gebietes zählt zu schwedisch Lappland.
Wir haben unseren „Umweg“ bei Strömsund gestartet und sind im Uhrzeigersinn gefahren, bis wir bei Vilhelmina wieder auf der E45 angekommen sind. Natürlich kann man die Route auch in entgegengesetzter Richtung fahren. Die Rundroute fährt sich völlig unproblematisch, lediglich der Mangel an Tankstellen sollte bedacht werden.
Brakkåfallet
Der Wasserfall Brakkåfallet liegt ganz in der Nähe von Stora Blasjön und ist mit einer kurzen aber knackigen Wanderung zu erreichen. Der Weg führt die 25 Meter hohen Klippen des durch den Fluss ausgewaschenen Canyons entlang. Klingt wilder, als es letztlich ist ;0) Ein feiner Weg, um sich etwas die Beine zu vertreten, aber auch nicht zur totalen Euphorie führend. Berichte im Internet lassen darauf schließen, dass man auch innerhalb des Canoyns im eisigen Flusswasser wandern oder sich von den Klippen abseilen kann. Wir genießen die schönen Ausblicke auf den Wasserfall und betrachten den wild sprudelnden Fluss.
Ankarede
Durch wunderschönste Natur fahren wir zu einem wie ausgestorben wirkenden Fleckchen Erde. Ungefähr 10 Holzhäuser und 30 samische Koten liegen verstreut um eine Kirche, die im Jahr 1820 im Rahmen der Kolonialisierung gebaut wurde. Lange vorher war Ankarede ein wichtiger Treffpunkt der Samen, die im Sommer ihre Rentierherden auf dem Kahlfjäll, den unbewaldeten Hochebenen der Gegend weiden ließen. Noch heute ist Ankarede ein Versammlungsort der Samen. Treffen im Juni und September fallen mit den Rentierzügen auf die Sommer- bzw. Herbstweideplätze zusammen.
Durch die verlassenen Hütten der Samen zu schlendern, war mein persönliches Highlight. Schade, dass wir Off Season keine Möglichkeit hatten, das kleine Museum zu besichtigen.
Gaustafallet
Ein weiterer wunderschöner Wasserfall am Straßenrand. Ein Fotostopp lohnt sich auf jeden Fall, insbesondere für Astrid Lindgrens-Fans, ist doch hier eine Filmsequenz von „Ronja Räubertochter“ gedreht worden.
Stekenjokk
Der großartigste Teil des Vildmarksvägen führt über das Stekenjokk, einer Hochebene, die uns bis auf 876 Meter hinaufbringt. Kalt und windig ist es hier, die Straße nur vom 06. Juni bis zum 15. Oktober befahrbar. Unklar, was mehr begeistert: die freilaufenden Rentiergruppen oder die scheinbar endlose Weite der Hochebene?
Auf dem Gebiet des Stekenjokk wurde von 1976 – 1988 insgesamt 7,1 Millionen Tonnen Erz abgebaut. Außerdem fanden sich 90 Tausend Tonnen Kupfer, 170 Tausend Tonnen Zink und 980 Kilogramm Gold. Heute lädt die Landschaft um das Bergmasiv Klimpfjäll zu Wanderungen und Naturbeobachtungen ein. Ein ganz besonderes Stück Schweden, das mein Herz im Sturm erobert hat!
Trappstegsforsen
Angeblich der schönste Wasserfall Schwedens – joah… die treppenartige Struktur des Wasserfalls ist wirklich hübsch. Die direkte Lage an der Straße, die Betoneinfassung und die Picknicktische davor eher weniger. Aber mit den Tannen im Hintergrund ein wirklich tolles Fotomotiv!
Was wir verpasst haben
Wie die Überschrift es schon verraten hat, war der Abstecher auf den Vildmarksvägen in diesem Urlaub lediglich ein „Umweg“. Ein kurzer Abstecher, den wir zunächst gar nicht geplant hatten und der dringend nach einer ausführlicheren Wiederholung ruft!
Verpasst haben wir zum Beispiel eine Wanderung zum Hällingsåfallet, einem imposanten Wasserfall mit 43 Meter Fallhöhe und einem dazugehörigen wilden Canyon. Die Korallgrottan haben wir ebenfalls verpasst, Schwedens längste bekannte Unterwasserhöhle mit gewaltigen Höhlensälen und einem Wasserfall. Auch in Fatomakke waren wir leider nicht, das zweite bedeutende samische Kirchdorf auf der Rundroute. Ebenfalls auf meiner Liste für einen weiteren Besuch steht eine Wanderung durch den Marsfjäll Nationalpark.
Wo wir übernachtet haben
Unser „Umweg“ begann mit einer „Abkürzung“, die uns GoogleMaps eingebrockt hat. Statt ab Strömsund der asphaltierten Straße zu folgen und links des Sees auf die Straße 342 zu fahren, sind wir auf der rechten Seeseite eine ca. 60 Kilometer lange Schotterpiste entlanggeholpert und schließlich beim Camping Svaningen gelandet. Mit 100 SEK der günstigste Campingplatz unserer Reise – allerdings auch der abgewrackteste. Die Lage ist traumhaft schön und je autarker man ist, desto besser ;0)
Am Ende des Vildmarksvägen haben wir in Vilhelmina bei Kolgårdens Stugby & Camping übernachtet. Ein absolut wunderschöner Platz mit tollen Sanitär- und Aufenthaltsräumen. Unser Stellplatz direkt am See war ein echtes Träumchen und ich wäre gerne länger dort geblieben!
Fazit
Der Vildmarksvägen ist so viel mehr als ein “kurzer Umweg”!!!
Ich komme wieder! Mit mehr Zeit!
Diese Karte und weitere Informationen für Deinen Trip entlang des Vildmarksvägen erhältst Du auf der Seite vildmarksvagen.se
2 Antworten
Super Tipp mit der Route. Das muss ich bei der nächsten Sommertour auch mal mit einplanen:)
Ich finde, es lohnt sich wirklich!
Danke fürs Lesen!