Mit dem Van durch die Schweizer Berge
Nachhaltig hält sich das Gerücht, dass die Schweiz eines der teuersten Reiseländer in Europa ist.
Du liest richtig, ich halte diese Aussage für ein Gerücht. Denn die großartigste Sache an einem Urlaub in der Schweiz ist vollkommen kostenfrei: die Natur! Natürlich kannst Du sehr viel Geld in teure Unterkünfte und edle Restaurants tragen, aber das musst Du ja gar nicht. Ich werde Dir heute eine kleine Route durch den Westen der Schweiz zusammenstellen, die Du gemütlich mit Deinem Van nachfahren kannst und die Deine Urlaubskasse nicht vollständig erschöpfen wird. Du findest KEINE Restauranttipps und wirst Dich zumeist in Wanderstiefeln mit einem Picknick im Rucksack auf dem Rücken fortbewegen – das sei schon einmal vorweggesagt.
Vermutlich startest Du Deine Reise irgendwo in der Mitte Deutschlands. Wir kommen bekanntlich vom Niederrhein und mögen es ganz gerne entspannt in den Urlaub zu starten und die Schweiz mit einer Zwischenübernachtung anzufahren. Mein liebster Ort für eine Übernachtung ist der Ort Sasbachwalden. „Saschwalle“, wie die Einheimische sagt, liegt einen Katzensprung von der A5 entfernt, das ist die Verbindungsautobahn Richtung Basel. Verlässt man auf Höhe der Anschlussstelle „Achern“ die Autobahn, erreicht man schnell den denkmalgeschützten Ortskern mit seinen putzigen Fachwerkhäusern. Gesäumt von Weinbergen und Kastanienwäldern kann man der Panoramastraße durch den Ort folgen, die schließlich in die Schwarzwaldhochstraße mit den touristischen Highlights Hornigsrinde und dem Mummelsee mündet. Aber ich will nicht abschweifen, es geht ja um eine Zwischenübernachtung. Dazu empfehle ich Euch den Wohnmobilstellplatz Sasbachwalden, der sehr zentral im Ort hinter der Gaststätte „Alde Gott“ liegt. Für 12 €/Nacht steht man hier sehr ruhig, hat eine gute Infrastruktur zur Verfügung und kann fußläufig sehr viele leckere Restaurants in der Nähe erreichen.
Nach einer ruhigen Nacht in Sasbachwalden geht es dann weiter Richtung Schweiz. Wenn Ihr gerne durch Städte schlendert, kann ich Euch sowohl eine Kaffeepause in Basel oder auch in Bern empfehlen.
Für meine Routenempfehlung wollen wir aber heute einige Kilometer (ca.430 km) machen und bis ins Val d‘ Anniviers, im französischsprachigen Teil der Schweiz vordringen. Und damit können wir den Roadtrip eigentlich beenden, da das Val d’Anniviers so schön ist, dass Du am besten direkt 2 Wochen dortbleibst. Scherz bei Seite, nach der kurvigen Anfahrt bis zum allerletzten Ende der westlichen Talstraße und der Ankunft auf 2352 Höhenmetern am Lac de Chateaupré suchst Du Dir einfach einen Stellplatz mit Sicht auf den Moiry Gletscher – großartig!!! Für 15 CHF/24h und 4 CHF Kurtaxe/Person erlebst Du nicht nur ein einmaliges Bergpanorama, sondern hast Gesellschaft von Murmeltieren und endlose Wandermöglichkeiten.
Ca. 1,5h vom Stellplatz entfernt liegt die „Cabane de Moiry“, eine Berghütte auf 2800 Metern mit einem grandiosen Ausblick! Ich habe nur die Hälfte der Strecke mit meinen beiden Hunden geschafft und werde diese Wanderung auf jeden Fall noch einmal wiederholen! Bedenke, dass dieser Stellplatz nur von Mitte Juni bis Mitte September anzufahren ist.
Auf der Weiterfahrt bieten sich im Val d’Anniviers viele viele Fotostopps oder kleine Wanderungen an. Wenn Du zu einer Randzeit und/oder in der Nebensaison unterwegs bist, mache auf jeden Fall einen Stopp in Grimentz. Der Ortskern mit seinen großen Holzhäusern wirkt wie aus einer Schweizer Postkarte entsprungen!
Wir verlassen das Val d’Anniviers und steuern unseren nächsten Stellplatz bei Martin in Ried-Brig an. Auf dem Weg dorthin legen wir einen kleinen Stopp bei der Bhutanbrücke in Leuk ein.
Angekommen bei Martin auf dem panoramastellplatz.ch übernachtest Du für 35 CHF/Nacht für 2 Personen (Hunde frei) und hast dafür die weltschönste Aussicht auf das Rhonetal und das Jungfrau-Aletsch-Gebiet. Der Stellplatz hat alles was das Herz begehrt: tolle Infrastruktur, Brötchenservice und sogar die Möglichkeit, dass man bekocht wird. Große Herzensempfehlung! Von diesem Stellplatz bieten sich viele Wandermöglichkeiten an. Absolut lohnenswert sind auch Tagesausflüge nach Zermatt /zum Matterhorn oder ins wunderschöne Saastal, dass ich Euch im Folgenden noch einmal genauer vorstellen möchte
An das Saastal habe ich schon vor vielen Jahren mein Herz verloren. Das Saastal gehört zur sogenannten Mischabelkette, einem Gebirgszug der Walliser Alpen, die mit 38 Viertausendern die größte Konzentration von „Schneebergen“ umfasst, die ich je gesehen habe! Bekanntester Ort des Tales ist vermutlich Saas-Fee, ein Skifahrer Schickimicki-Ort, durch den man in der Nebensaison auf jeden Fall einmal durchschlendern kann. Der Ort ist autofrei und wer mag, kann auf P4, dem Parkplatz für Wohnmobile, auch für 24 CHF übernachten. Ist aber definitiv nicht hübsch, meiner Meinung nach.
Wirklich schön wird es für mich im Saastal ganz am Ende, wenn die Staumauer des Mattmark-Sees die Weiterfahrt beendet. Von hier aus kannst Du endlose Wanderungen unternehmen. Auf jeden Fall solltest Du den See einmal umrunden, dass ist auch konditionsarmen Niederrheinern gut möglich!
Wir haben nicht im Saas-Tal übernachtet, sondern sind auf den Panoramastellplatz in Brig zurückgekehrt. In Brig solltest Du Dir auf jeden Fall das Stockalperschloss ansehen und ein wenig durchs Städtchen bummeln.
Solltest Du Lust auf eine Übernachtung auf 2000 Metern Höhe haben, kann ich Dir eine Übernachtung am Simplonpass empfehlen. Hier zahlst Du nur 4 CHF Kurtaxe pro Person und Übernachtung und kannst (ganz legal) hinter dem (geschlossenen) Hotel Simplon-Kulm stehen. Das Gebiet um den Simplonpass ist wunderschön und lädt zu kürzeren und längeren Wanderungen ein – aber schau selbst:
Wir fahren über den Simplonpass Richtung Lago Maggiore. Das heutige Ziel liegt ausnahmsweise in Italien: der Lago di Mergozzo. Schlendert auf jeden Fall durch den Ort Mergozzo, super süßes Örtchen mit ganz viel Charme! Am Lago di Mergozzo empfehle ich Euch eine Übernachtung auf dem Campingplatz „La Quiete“. Ein Stellplatz kostet 23 € pro Nacht, plus 6,50 €/Person. Wollt ihr direkt am Wasser stehen (was ihr tun solltet, wenn möglich!), legt Ihr noch einmal 8 € für die Aussicht drauf.
Weiter geht es an den großen See, den Lago Maggiore. Es geht die Uferstraße entlang und bald sind wir wieder in der Schweiz. Genieße die Ausblicke auf den See! Vielleicht möchtet Ihr auch ein wenig durch Ascona schlendern?
Da die Campingplatzgebühren direkt am See sehr hoch sind, empfehle ich Euch am Ende des Sees in eines meiner Lieblingstäler abzubiegen: das „Valle Verzasca“. Das Tal ist „nur“ 25 Kilometer lang, die es aber landschaftlich in sich haben! Auch hier kannst Du locker mehrere Tage mit Wanderungen entlang des türkisfarbenen Flusses „Verzasca“ verbringen, den berühmten „GoldenEye“-Bungeesprung von der Staumauer wagen oder durch die vielen pittoresken Orte mit ihren Steinhäusern schlendern.
Das letzte Örtchen des Tales ist Sonogno, das nicht nur den wunderschön erhaltenen Kern eines Tessiner Dorfes bieten kann, sondern auch mit der „Cascata della Froda“ einen superschönen Wasserfall hat. Außerdem findest Du hier einen Stellplatz mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten sowie einer öffentlichen Toilette. Die Übernachtung kostet 24 CHF und mit der erworbenen Parkkarte kann man auch überall sonst im Tal parken (nicht übernachten!).
Langsam führt uns unsere Route nordwärts. Auf dem Weg zum Gotthardtunnel übernachten wir an der „Area Sosta Camper Tremorgio“ für 20 CHF für 2 Personen/Nacht. Von diesem Stellplatz aus erreicht Ihr fußläufig die Seilbahn, die Euch hoch zum Lago Tremorgio bringt. Hier findet Ihr einen wunderschönen Bergsee, den Ihr entweder ganz entspannt (ohne nennenswerte Steigungen) umrundet oder Ihr schnürt die Wanderstiefel und folgt einem der unterschiedlichen Wanderwege in die Höhe – absolut lohnenswert!
Der Stellplatz liegt kurz vor der Einfahrt zum Gotthardtunnel. Unsere Faustregel heißt, dass wir morgens vor 07:30 Uhr durchfahren und bis dato noch nie Stau hatten! Wenn Dein Zeitkontingent es hergibt, kannst Du natürlich auch die Passstraße nehmen – auf jeden Fall auch eine Fahrt (und Übernachtung) wert! Wenn wir so früh durch den Tunnel fahren, legen wir immer eine Frühstückspause in Luzern am Vierwaldstättersee ein. Gegenüber von der berühmten Kapellbrücke gibt es schöne/teure Einkehrmöglichkeiten und auch in der Altstadt lohnt sich zu einer so frühen Zeit ein Rundgang!
Von Luzern braucht es noch ca. 2 Stunden bis zur deutschen Grenze. Fürs Erste endet hier die kleine Schweizer Rundreise. Ich bin gespannt, ob ich Dir Lust auf einen Roadtrip durch die Schweizer Bergwelt gemacht habe?!
3 Antworten
Wieder einmal ein toller Blog, der die Lust weckt, sofort loszufahren! Mir fällt auch sofort ein, was fehlt, z.B. das Engadin oder das Rheintal; es gibt so viel zu sehen!
Ich wollte noch ein Wort zum Thema “Teuer?” sagen: Deutschland hat ein niedrigeres Preisniveau als fast alle Nachbarländer (Ausnahme Polen & Tschechien), da muss man sich nicht wundern, wenn einem die Schweiz teuer vorkommt. Aber auch dort kann man bei Aldi und Lidl einkaufen, die es fast überall gibt, oder dem schweizer Discounter Denner.
Ich habe bei jedem Bild intuitiv den “like”-Button gesucht 😉
Wirklich schöne Tipps, da muss ich irgendwann mal nachreisen!
😂👍🏻
Wer Norwegen mag, wird die Schweiz lieben ;0)